Klartext statt Taktik: CDU-Kandidat Christian Horn-Heinemann im NGZ-Interview

„Wir bringen Kaarst wieder auf die Erfolgsspur“ - Bürgermeisterkandidat Horn-Heinemann fordert Neustart für Kaarst

CDU-Bürgermeisterkandidat Christian Horn-Heinemann hat sich frühzeitig in Stellung gebracht – und das bewusst. Im Gespräch mit der NGZ spricht er über seine Motivation, seine politischen Prioritäten und persönliche Werte. Dabei betont er Verlässlichkeit, Gestaltungswillen und Dialogbereitschaft. Gleichzeitig macht er deutlich, dass solide Finanzen, Bildung und eine attraktive Stadtentwicklung für ihn im Mittelpunkt stehen.

Sie haben sich im September als erster der Bürgermeisterkandidaten aus der Deckung gewagt. Warum war es Ihnen wichtig, sich so früh zu entscheiden?

Christian Horn-Heinemann: Warum nicht? Erstens: ich bin kein Taktiker und zweitens: so können mich die Bürger länger kennerlernen und sich ein Urteil bilden. Ich liebe Klarheit und Offenheit. Ich wollte auch signalisieren, dass ich bereit bin, nach 25 Jahren des Engagements in der Kaarster Politik und meiner beruflichen Erfahrung Verantwortung zu übernehmen.

Nennen Sie bitte drei Qualitäten, die Sie für das Bürgermeisteramt mitbringen?

Horn-Heinemann: Verlässlichkeit, weil man sich auf mein Wort verlassen kann. Gestaltungskraft, weil ich Lust habe, Dinge anzupacken und nicht nur zu verwalten. Und Zuhören, weil gute Entscheidungen nur im Dialog mit den Menschen entstehen können. Ich gelte als Macher und Motivierer. Als einer, der nicht ruht, bis ein Problem gelöst ist und der die anderen mitnimmt. Klartext und gute Kommunikation sowie echte Teamarbeit sind für mich ein Schlüssel zum Erfolg.

Wie tickt Christian Horn-Heinemann privat?

Horn-Heinemann: Ich bin sehr familien- und heimatverbunden. Meine Familie ist mein Anker, wir können alles intern besprechen. Auch Jens (Ehemann, Anm. d. Red.) gibt mir Stärke, hält mir den Rücken frei. Wir haben vor der Kandidatur ausführlich mit den beiden Kindern im Familienrat über die Kandidatur gesprochen. Ich bin gerne draußen beim Sport, gehe oft über die Felder spazieren. Mir wird sogar nachgesagt, ich habe Humor. Und ich kann über mich selbst lachen und nehme mich nicht so ernst.

Der Wahlkampf hat sich in den vergangenen Wochen vor allem in den sozialen Medien hochgeschaukelt. Die Parteien übertrumpfen sich mit Posts oder Videos. Nehmen die Wähler das überhaupt wahr und ist nicht manchmal weniger mehr?

Horn-Heinemann: Soziale Medien sind ein wichtiges Werkzeug, das wurde auch bei der Bundestagswahl deutlich. Aber sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch, die Begegnungen, Veranstaltungen, Nachbarschaftsfeste oder den Haustürwahlkampf. Manche Formate empfinde ich als überzogen und eher als Show inszeniert. Deswegen ist es für mich entscheidend, Inhalte und Nähe zu zeigen und in persönlichen Gesprächen zu überzeugen.

Kommen wir zu den politischen Inhalten. In Kaarst gibt es einen kolportierten Sanierungsstau von 350 Millionen Euro bei den öffentlichen Gebäuden. Welche Schritte wollen Sie als Bürgermeister einleiten, um diesen Stau aufzulösen?

Horn-Heinemann: Wir brauchen einen klaren Sanierungsplan und müssen schauen, dass wir da, wo möglich, Fördermittel erhalten und konsequent nutzen. Es gilt, klare Prioritäten zu setzen, weil wir nicht alle Maßnahmen auf einmal erledigen können. Wir brauchen auch belastbare Zahlen. Wichtig ist, wie hoch der Sanierungsstau auch ist, wir müssen ihn strukturiert angehen.

Wie würden Ihre Prioritäten aussehen?

Horn-Heinemann: Wir müssen unsere Schulen ertüchtigen, das haben wir als Politik schon auf den Weg gebracht. Wir brauchen eine gute Grundausstattung in Kitas und Schulen, denn Bildung ist unser Kapital ist. Auch Sport- und Vereinsstätten müssen saniert werden.

Und wir brauchen eine gut ausgestattete Verwaltung mit klaren Strukturen, das ist die Voraussetzung, um die anstehenden Aufgaben angehen zu können.

Welchen Anteil an den kolportierten 350 Millionen Euro trägt die CDU, die fast in allen Ratsperioden die politische Mehrheit stellte?

Horn-Heinemann: Verantwortlich für den jetzigen Zustand sind Rat und Verwaltung gemeinsam. Dass die Stadt in ihre Gebäude investieren muss, ist lange bekannt und wurde auch in den letzten Jahren angegangen. Zwei neue Feuerwachen, eine Dreifachturnhalle, eine Gesamtschule und fünf neue Kitas sind ein deutlicher Beleg dafür. Zwei weitere Projekte, die Stakerseite und die KGS, sollten gemäß der beschlossenen Zeitschiene ebenfalls bereits fertig sein. Leider stockte hier die Umsetzung in den letzten 5 Jahren.

Der städtische Haushalt befindet sich in einer Schieflage, es droht die Haushaltssicherung. Wie wollen Sie die begonnene Haushaltskonsolidierung voranbringen? Was muss passieren, damit die Stadt finanziell wieder auf die richtige Bahn komme?

Horn-Heinemann: Wir als CDU haben den bekannten Konsolidierungspfad eingeschlagen, der überparteilich angenommen wurde. Das war keine einfache Arbeit. Der Bürgermeister entscheidet natürlich nicht alleine, kann aber Akzente setzen. Man muss sich die Zahlen intensiv mit Fachleuten in Ruhe anschauen und gemeinsam mit den zuständigen Gremien entscheiden, wie wir den Weg weitergehen. Das A und O für eine Kommune sind solide Finanzen. Wir brauchen eine Ausgabendisziplin und die Stärkung unserer Einnahmen durch eine aktive Gewerbevermarktung. Die Prozesse in der Verwaltung müssen effizienter werden.

Seit Jahren liegt das Gewerbegebiet Kaarst-Ost nahezu brach. Muss die Politik die Ansiedlungskriterien vielleicht verändern, damit sich dort Unternehmen ansiedeln und die so dringend benötigten Gewerbesteuern in die klamme Kasse spülen?

Horn-Heinemann: Sollte das, mit externer Hilfe, parteiübergreifend erarbeitete und vom Stadtrat beschlossene Ansiedlungskonzept nicht mehr passen, müssen wir die Kriterien überarbeiten. Bis dato ist aber weder die Verwaltung noch die Bürgermeisterin auf uns zugekommen und hat aktiv gesagt, dass wir die Kriterien ändern müssen. Einer sinnvollen, mit Fakten hinterlegten Änderung wird sich niemand verschließen. Dies kann aber nicht bedeuten, dass wir in jedem Gewerbegebiet Einzelhandel zulassen. Ja, wir müssen aus meiner Sicht flexibel sein. Unternehmen suchen heute andere Lösungen als noch vor 5-7 Jahren. Ziel muss es sein, innovative Betriebe nach Kaarst zu holen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen. Zudem müssen Wirtschaftsförderung und Verwaltung ein offenes Ohr für Unternehmen haben.

Unter der CDU-Ratsmehrheit wurde die Erweiterung des Gewerbegebietes Kaarster Kreuz vorerst auf Eis gelegt. Warum?

Horn-Heinemann: Weil die anderen Flächen noch nicht vermarktet sind. Warum sollten wir jetzt beschließen, eine Freifläche zu versiegeln? Dann müssten die notwendigen Maßnahmen vorgenommen werden, für die Erschließung würden Kosten anfallen, obwohl die zur Verfügung stehenden Flächen noch nicht vergeben sind. Erst, wenn diese vermarktet sind, können wir Schritt für Schritt weitergehen. Auch muss die Verkehrsanbindung stimmen, Wachstum darf nicht zulasten der Lebensqualität gehen.

Die Stadt gibt viel Geld für Berater und Gutachter aus. Könnte man an dieser Stelle nicht viel Geld sparen?

Horn-Heinemann: Externe Expertise kann sinnvoll sein, um bestimmte Projekte voranzubringen. Man muss aber genau hinschauen. Ziel sollte es sein, so viel wie möglich verwaltungsintern zu lösen. Dafür braucht es gutes Personal und die nötigen Kapazitäten.

Auch die Pläne für die Neuordnung der Stadtmitte liegen auf Eis. Werden sie unter Ihrer Führung wieder aufgenommen und wenn ja, was würden Sie angehen?

Horn-Heinemann: Klares Ja. Die Stadtmitte ist das Herzstück von Kaarst. Wir als CDU und die anderen Parteien haben ihre Vorstellungen geäußert. Trotz mehrfacher Nachfragen ist bis heute aber nichts gekommen. Deswegen müssen die Pläne wiederbelebt werden. Wir müssen aktiv miteinander ins Gespräch kommen, damit wir unsere Stadtmitte attraktiv halten und voranbringen.

Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses sind Jugend- und Familienpolitik Ihr Steckenpferd. Was muss sich ändern, damit es den Familien in Kaarst besser geht? Viele Familien klagen über zu hohe Kita- und OGS-Gebühren…

Horn-Heinemann: Familien brauchen Verlässlichkeit, das merke ich als Familienvater selbst. Aus meiner Sicht brauchen wir auch noch flexible Betreuungszeiten und Orte, an denen sich Jugendliche entfalten können. Wir werden uns die Gebühren noch einmal anschauen müssen, allerdings ist im Rahmen der Haushaltskonsolidierung von den Fraktionsvorsitzenden sehr deutlich gesagt worden, dass die Stadt jedes Jahr rund zwölf Millionen Euro hinzuschießt. Das ist aus meiner Sicht gut investiertes Geld, aber im Rahmen der Haushaltskonsolidierung mussten Maßnahmen getroffen werden. Auch die Beitragsstaffelung würde ich mir noch einmal anschauen.

Wie kann neuer, günstiger Wohnraum geschaffen werden?

Horn-Heinemann: Natürlich müssen wir Wohnraum schaffen, das ist keine Frage. Aber bei der Schaffung von Wohnraum müssen wir uns an bestimmte Voraussetzungen halten, das ist ein riesiges Problem. Alle wünschen sich günstigen Wohnraum, auf der anderen Seite werden die gesetzlichen Standards immer höher gesetzt. Mit der Wohnungsbaugenossenschaft, die von der Kreis-CDU ins Leben gerufen und vom Stadtrat beschlossen wurde, sind Wohnprojekte gestartet. Aber die Stadt kann nur bedingt Wohnraum schaffen, wir müssen auch der freien Wohnungswirtschaft die Möglichkeit geben zu bauen. Und ich glaube, so ehrlich muss man sein, dass wir überlegen müssen, wie viele Steuergelder wir wirklich einsetzen wollen, damit wir am Ende einen Quadratmeterpreis erreichen, der nicht bei elf, zwölf oder 13 Euro liegt. Das ist eine Herausforderung, die wir auf lokaler Ebene nur bedingt regeln können.

Die Kulturpolitiker klagen über Kürzungen in allen Bereichen. Werden Sie unter Deiner Führung wieder auf die „alten“ Zuschüsse hoffen können?

Horn-Heinemann: Versprechen kann ich nichts, das wäre nicht glaubhaft. Kultur ist für eine Stadtgesellschaft wichtig und darf Geld kosten. Wir haben tolle Künstler in der Stadt, wir müssen einen Schritt auf sie zugehen und nach ihren Bedürfnissen fragen. Dieser Schritt ist in der Haushaltskonsolidierung zu wenig gegangen worden, deswegen ist auch zurecht die Verärgerung da. Ich kann zusagen, dass ich diesen Schritt gehen werde. Auch die Stellung der Kultur im Rathaus würde ich mir genauer anschauen.

In der vergangenen Legislatur haben viele teilweise gute Mitarbeiter die Stadt Kaarst verlassen. Wie wollen Sie verhindern, dass weitere langjährige Mitarbeiter der Verwaltung den Rücken kehren?

Horn-Heinemann: An den Rahmenbedingungen können wir nichts ändern, wir sind an das Tarifsystem gebunden. Deswegen müssen wir schauen, die Stadt als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Dazu gehören moderne Arbeitsplätze, flexiblere Modelle und vor allem eine gute Führungskultur. Die Menschen, die in und für die Verwaltung arbeiten, sind das wichtigste Kapital einer Kommune. Ihnen würde ich einen Großteil meiner Arbeitszeit widmen. 

Was wäre Ihre erste Amtshandlung, wenn Sie die Wahl gewinnen?

Horn-Heinemann: Ausführliche Gespräch mit allen Mitarbeitenden führen und hören, welche dringenden Themen anliegen. Es gilt auch, die politischen Gremien vorzubereiten, damit die Kommunikation zwischen ihnen, dem Stadtrat und der Verwaltung wieder besser läuft. Parallel dazu würde ich eine Bürgersprechstunde einrichten.

Was machen Sie, wenn Sie die Wahl verlieren?

Horn-Heinemann: Ich brenne darauf, der neue Bürgermeister zu werden und tue alles, um die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Sollte mir das nicht gelingen, dann werde ich ein engagierter Bürger und Politiker bleiben. Politik ist für mich übrigens nicht nur eine Frage des Amtes, sondern der Haltung.

Würden Sie den Vorsitz der CDU dann abgeben?

Horn-Heinemann: Ja, das habe ich schon frühzeitig so kommuniziert. Der Zeitpunkt, nach der Wahl aufzuhören, ist meiner Meinung nach genau richtig. Und wenn ich die Wahl gewinne, werde ich Bürgermeister für alle sein.

Warum sollten denn die Wähler ihr Kreuz bei Ihnen machen?

Horn-Heinemann: Weil ich Verlässlichkeit, Erfahrung, Gestaltungs- und Führungswillen mitbringe. Weil ich klare Prioritäten setze bei Bildung, Finanzen, Stadtentwicklung und weil ich nah bei den Menschen bin. Ich will nicht nur verwalten, sondern gestalten. Und weil ich hartnäckig bin, um etwas zum Wohle der Stadt zu erreichen.