Jüddepatt mit Stolperstein für Dr. Winfried Selbiger

Christian Horn-Heinemann und Theologe Carl-Wilhelm Bienefeld stehen am Schild des Jüddepatt.

Christian Horn-Heinemann und Theologe Carl-Wilhelm Bienefeld trafen sich auf dem Jüddepatt, wo ein Stolperstein an den Arzt Dr. Winfried Selbiger erinnert. Der Jüddepatt ist ein historischer Weg zwischen Büttgen und Glehn. Bis in die 30er Jahre kamen über den mit Gras bewachsenen Pfad viele jüdische Familien von Glehn zu Fuß nach Büttgen, um Viehhandel zu betreiben. An den Buscherhöfen kreuzte der Pfad den Kahlenberger Weg und war von dort aus identisch mit dem Buscherpfad / Buscher Kirchpfad. Der Jüddepatt mündete als Jüddegätzke in die Gartenstraße, die damals Hongsjatz genannt wurde.

Im Oktober 2022 wurde in Büttgen der erste Stolperstein von Künstler Gunter Demnig persönlich verlegt. Dieser Stein macht auf das Schicksal des Arztes Dr. Winfried Selbiger aufmerksam, der sich 1932 in Büttgen als Hausarzt niederließ. Dr. Selbiger wurde im Oktober 1933 von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen und durfte nach seiner Entlassung weder seine Wohnung noch seine Praxis betreten. Daraufhin wanderte er nach Tansania aus. Winfried Selbiger kehrte 1954 nach Deutschland zurück und starb Ende 1961/ Anfang 1962.

Im Rahmen eines Projekts an der Emmy-Noether-Gesamtschule in Kaarst entstand damals der Impuls, sich mit der Geschichte von Dr. Winfried Selbiger auseinanderzusetzen – das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Schicksal eines Mitbürgers war groß. Der Historiker Reinhold Mohr forschte schließlich über zwei Jahre, die Ergebnisse sollen in einem Buch festgehalten werden.

Mit dem Stolperstein soll nicht nur Dr. Winfried Selbiger Respekt gezollt werden, der Stein soll vielmehr dazu auffordern, sich als Gemeinde mit der jüdischen Geschichte auseinanderzusetzen, insbesondere in der Zeit des dritten Reichs. Der Stolperstein setzt ein Zeichen für Toleranz und Verständnis.